Wednesday, May 26, 2010

Koreanische Eiszeit

03.07.10 17:47

"Kriegslust und Provokation": Koreanische Eiszeit | Frankfurter Rundschau -

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"Kriegslust und Provokation"

Koreanische Eiszeit

VON BERNHARD BARTSCH

Symbolische Gesten sind wichtig in der Politik. Wohl deshalb hat US-Außenministerin

Hillary Clinton am Mittwoch zum Abschluss ihrer Asienreise kurzfristig eine Blitzvisite in

Seoul eingeplant, um Washingtons Solidaritätsbekenntnis in der Cheonan-Krise zu

wiederholen. "Wir werden in dieser schwierigen Stunde an Ihrer Seite stehen und wir

werden immer an Ihrer Seite sein", sagte Clinton nach einem Treffen mit dem

südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak.

Der Untergang des Kriegsschiffs Cheonan Ende März, bei dem 46 Matrosen starben, sei

eine "inakzeptable Provokation" seitens Nordkoreas, erklärte Clinton und forderte erneut eine Resolution des UN-

Sicherheitsrats. Darüber hinaus erwäge Washington eigene Strafaktionen. "Wir können nicht die Augen vor

Kriegslust und Provokation verschließen." Südkoreanische Medien spekulierten, dass die USA nordkoreanische

Auslandskonten einfrieren lassen könnten.

Wie viel Druck die Weltgemeinschaft auf Nordkoreas Diktator Kim Jong Il auszuüben vermag, ist allerdings

unklar. Clinton hatte in den vergangenen Tagen in Peking vergeblich um eine gemeinsame Strategie im

Sicherheitsrat geworben. Die Vetomacht China, Pjöngjangs engster Verbündeter, möchte eine Destabilisierung

des Kim-Regimes verhindern, weil ein Zusammenbruch Nordkoreas für Peking den Verlust einer exklusiven

Einflusszone bedeuten würde.

Clinton hofft auf Kurswechsel

Am Dienstag hatte Peking seinen Nordkorea-Sonderbeauftragten Wu Dawei nach Seoul geschickt, doch über die

Gespräche wurde bisher nichts bekannt. Womöglich wird sich China aber zum Wochenende zu einer klareren

Position durchringen, wenn Premier Wen Jiabao auf der südkoreanischen Insel Jeju zu einem regionalen

Dreiergipfel mit Lee und Japans Regierungschef Yukio Hatoyama zusammenkommt. Die Japaner, die traditionell

eine harte Linie gegenüber Nordkorea verfolgen, unterstützen Seoul.

Südkoreas Präsident Lee hatte am Montag eine Reihe von Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Handel und

Kooperationsprojekte sollen größtenteils gestoppt werden, mit Ausnahme des gemeinsam betriebenen

Industriegebiets Kaesong sowie humanitärer Hilfe für Kinder.

Unberechenbarer Kim Jong Il

Pjöngjang bezeichnet die Sanktionen als Kriegserklärung und versucht, Stärke zu beweisen. Obwohl Lee die

Industriezone Kaesong von seinen Sanktionen ausgenommen hatte, will nun Kim die dortige Kooperation

stoppen. Südkoreanischen Medien zufolge wurden am Mittwoch acht südkoreanische Beamte ausgewiesen. "Es

werden Maßnahmen ergriffen, um den Zugang von Personal und Fahrzeugen vom Süden vollkommen zu

stoppen", hieß es in nordkoreanischen Medien.

Der Schritt wäre für Nordkorea schmerzhafter als für den Süden, denn Kaesong ist für Pjöngjang eine wichtige

Devisenquelle. In der Industriezone, die 70 Kilometer nordwestlich von Seoul auf nordkoreanischem Territorium

liegt, haben 110 südkoreanische Unternehmen investiert. Sie produzieren dort einfache Waren wie Textilien oder

Schuhe. Die Gehälter der 42000 nordkoreanischen Arbeiter betragen knapp 60 Euro im Monat und dürften direkt

von Pjöngjang einkassiert werden.

Kims scheinbar irrationales und demonstrativ unberechenbares Verhalten macht es schwer, zu erahnen, wie

Nordkorea auf weitere Sanktionen reagieren würde. "Wir können noch nicht vorhersagen, wie die Antworten der

nordkoreanischen Führung aussehen werden", sagte Clinton am Mittwoch. Sie hoffe aber, dass es in Nordkorea

Kräfte gebe, die einen Politikwechsel ermöglichen könnten. "Es gibt für Nordkorea auch einen anderen Weg."

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Dokument erstellt am 26.05.2010 um 17:40:12 Uhr

Letzte Änderung am 26.05.2010 um 22:56:42 Uhr

Erscheinungsdatum 26.05.2010 | Ausgabe: d

URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=2688335&em_loc=1231

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