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Gesunkenes Kriegsschiff: USA fürchten neue Gewalt zwischen Nord- und Südkorea | Politik | ZEIT ONLINE
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AUSLAND
24.5.2010 - 13:15 Uhr
GESUNKENES KRIEGSSCHIFF
USA fürchten neue Gewalt zwischen
Nord- und Südkorea
Der Streit um ein gesunkenes Militärschiff eskaliert: Seoul
fordert eine Entschuldigung von Pjöngjang – anderenfalls
drohten ernste Konsequenzen. Washington ist besorgt.
US-Außenministerin Hillary Clinton hat die Lage an der koreanischen Halbinsel als
"höchst prekär" bezeichnet. "Die US-Regierung bemüht sich mit aller Kraft, eine
Eskalation der Gewalt zwischen Nord- und Südkorea zu verhindern", sagte sie in
Peking. Man würde fortlaufend überprüfen, ob Nordkorea auf der Liste jener
Staaten stehen sollte, die Terrorismus unterstützen. Sobald Klarheit über die
Umstände des Schiffsuntergangs herrsche, würden die USA entsprechend handeln,
sagte Clinton.
Auslöser für die Besorgnis der USA sowie die Spannungen zwischen Seoul und
Pjöngjang ist der Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes Cheonan, bei dem
46 Seeleute ums Leben kamen. Der Zwischenfall ereignete sich Ende März unweit
der umstrittenen Seegrenze zwischen Süd- und Nordkorea. Eine internationale
Expertenkommission kam inzwischen zu dem Ergebnis, dass das Schiff von einem
nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. Das Regime in Nordkorea bestreitet jede
Verantwortung für den Untergang.
Regierung und Bevölkerung im Nachbarstaat glauben dies allerdings nicht.
Südkoreas Präsident Lee forderte in einer landesweit im Fernsehen ausgestrahlten
Rede, der Norden müsse sich für den Vorfall entschuldigen und die
Verantwortlichen bestrafen. Zugleich drohte er Nordkorea im Fall weiterer
"Provokationen" mit scharfen militärischen Reaktionen. Die koreanische Halbinsel
befinde sich an einem "kritischen Wendepunkt".
Südkorea habe "immer wieder Nordkoreas Brutalität" hingenommen, führte Lee
weiter aus. "Aber die Dinge haben sich jetzt geändert." Sein Land werde keine
Provokationen Nordkoreas mehr dulden. Falls die Gewässer Südkoreas, dessen
Luftraum oder Territorium verletzt würden, werde das Land sofort von seinem
Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch machen. Das Militär soll reformiert und
aufgerüstet werden.
In der Fernsehansprache kündigte Präsident Lee ferner an, den Fall vor
den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Dabei darf Seoul offenbar mit der
Unterstützung Japans rechnen. Örtlichen Agenturberichten zufolge
wies Ministerpräsident Yukio Hatoyama seine Minister an,
zusätzliche mögliche Sanktionen im Einzelnen zu prüfen. Denkbar wären
dann die Unterbrechung der einzigen Fährverbindung nach Nordkorea sowie ein Importverbot für sämtliche
nordkoreanische Waren.
Ähnliche Schritte hat nun auch Südkorea eingeleitet. Nach Angaben von Präsident
Lee werde sein Land den Handel mit dem Norden vollständig einstellen und seine
Gewässer für Handelsschiffe aus dem Norden sperren. "Unter den gegebenen
Umständen ist ein Austausch mit dem kommunistischen Norden unsinnig." Unter
anderem dürften Handelsschiffe aus dem Norden die südkoreanischen
Schifffahrtsrouten nicht mehr nutzen. Eine Ausnahme gebe es für das gemeinsam
betriebene Industriegebiet Kaesong auf nordkoreanischer Seite und für humanitäre
Hilfe für Kinder im Norden.
Trotz der besorgten und beschwichtigenden Worte seiner Außenministerin in Peking
steht Präsident Barack Obama hinter der Erklärung des südkoreanischen
Präsidenten. Nordkorea müsse außerdem sein "kriegerisches und bedrohliches
Verhalten" sofort einstellen, sagte sein Sprecher Robert Gibbs. Die USA würden
Südkorea bei dessen Verteidigung weiterhin unterstützen. Obama habe das US-
Militär angewiesen, sich eng mit den südkoreanischen Generälen abzustimmen, um
künftige Provokationen zu verhindern.
Die Antwort aus Pjöngjang erfolgte prompt: Sollte der Süden – wie ebenfalls geplant
– tatsächlich die anti-nordkoreanische Propaganda an der schwer bewachten Grenze
wieder aufnehmen, werde sich dies Nordkorea nicht gefallen lassen. Falls Südkorea
neue Instrumente der "psychologischen Kriegsführung" wie beispielsweise
Lautsprecher installiere, werde Nordkorea das Feuer eröffnen und diese zerstören,
wurde ein Befehlshaber der Volksarmee von den Staatsmedien zitiert. Man werde
diese Aktionen als "ernste militärische Provokation" auffassen.
Der Norden hat bereits mehrfach mit Angriffen auf den Süden gedroht. Angesichts
einer wesentlich besser gerüsteten Armee der Regierung in Seoul und rund 28.000
amerikanischen Soldaten auf der Halbinsel gleicht eine tatsächliche Attacke
Experten zufolge allerdings einer Selbstmordaktion der Führung in Pjöngjang.
COPYRIGHT: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP
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