24.05.10 12:08
SPIEGEL ONLINE - Druckversion - Versenktes Kriegsschiff: Südkorea wi…tödliche Torpedoattacke vor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Page 1 of 2
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,druck-695764,00.html
20. Mai 2010, 08:08 Uhr
Versenktes Kriegsschiff
Südkorea wirft Norden tödliche Torpedoattacke vor
Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea erreicht einen Höhepunkt. Südkorea
hat jetzt nach eigenen Angaben Beweise dafür, dass der Norden ein 1200-
Tonnen-Kriegsschiff per Torpedo versenkte - 46 Menschen starben. Das Regime
in Pjöngjang droht im Fall von Vergeltung mit "totalem Krieg".
Seoul/Washington - Die Situation auf der koreanischen Halbinsel wird immer brenzliger.
Fast acht Wochen nach dem Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs erhebt die
Regierung in Seoul schwere Vorwürfe gegen den Nachbarn im Norden: Ein internationales
Ermittlerteam ist zu dem Schluss gekommen, dass Nordkorea die 1200-Tonnen-Korvette
nahe der innerkoreanischen Seegrenze mit einem Torpedo beschossen und versenkt hat.
Südkoreas Präsident Lee Myung Bak warf Nordkorea "militärische Provokation" vor und
kündigte resolute Schritte gegen das kommunistische Nachbarland an. Nordkorea drohte
für den Fall von Sanktionen oder Vergeltungsaktionen mit "harten Maßnahmen, bis zum
totalen Krieg".
US-Präsident Barack Obama machte ebenfalls Nordkorea für den Untergang der
"Cheonan" mit 46 Toten im Gelben Meer verantwortlich und warf dem Land
"inakzeptables Verhalten" vor. Ein Sprecher des Weißen Hauses teilte mit, Obama habe
den "Akt der Aggression", der zum Untergang geführt habe, "scharf verurteilt". Uno-
Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich höchst beunruhigt über die
Untersuchungsergebnisse. Seoul hatte angedeutet, den Fall um die "Cheonan" vor den
Weltsicherheitsrat bringen zu wollen. Für eine Verurteilung oder weitere Sanktionen
gegen Pjöngjang durch den Rat wäre es laut Beobachtern wichtig, China von der Schuld
Nordkoreas an dem Untergang zu überzeugen.
Es gebe "überwältigende Beweise für den Schluss", dass ein U-Boot aus Nordkorea den
Torpedo abgefeuert habe, teilte das zivilmilitärische Ermittlerteam in Seoul mit. "Es gibt
keine andere glaubwürdige Erklärung." Zu dem Ergebnis seien sie durch die Analyse der
Bruchstellen am Wrack der "Cheonan" und der am Unglücksort vor der Westküste
Südkoreas gesammelten Trümmerteile gekommen.
Unter anderem hieß es, dass geborgene Teile eines Torpedos einem vor Jahren
gefundenem Torpedo-Irrläufer aus Nordkorea glichen. Zudem soll es Hinweise dafür
geben, dass sich kleine nordkoreanische U-Boote zum Zeitpunkt des Unglücks in der
Nähe der Untergangsstelle aufgehalten hätten. An den Ermittlungen waren neben
Südkoreanern auch Experten aus den USA, Australien, Großbritannien und Schweden
beteiligt.
Durch internationale Zusammenarbeit wolle Südkorea das Regime in Pjöngjang dazu
bringen, "seine Missetaten einzugestehen" und in verantwortlicher Weise in die
internationale Gemeinschaft zurückzukehren, sagte Staatspräsident Lee in einem
Telefonat mit dem australischen Regierungschef Kevin Rudd. Lee will am Freitag in Seoul
den Nationalen Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen, um
Gegenmaßnahmen zu erörtern.
24.05.10 12:08
SPIEGEL ONLINE - Druckversion - Versenktes Kriegsschiff: Südkorea wi…tödliche Torpedoattacke vor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Page 2 of 2
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,druck-695764,00.html
© SPIEGEL ONLINE 2010
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH
Nordkorea bestritt erneut, das Schiff versenkt zu haben. Ein Sprecher der Nationalen
Verteidigungskommission - das mächtigste Gremium des Landes - unterstellte Seoul, die
Untersuchungsbefunde fingiert zu haben. Zugleich habe die Kommission im staatlichen
Fernsehen angeboten, ein eigenes Ermittlungsteam zu schicken, berichtete die
südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
An der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer ist es bereits wiederholt zu Gefechten
zwischen Schiffen beider Länder gekommen. Beide koreanischen Staaten befinden sich
völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53)
noch kein Friedensvertrag geschlossen worden ist.
ler/dpa/apn
URL:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,695764,00.html
No comments:
Post a Comment