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25. Mai 2010, 17:52 Uhr
Konfrontation
Nordkorea kappt Beziehungen zu Südkorea
Truppen in Kampfbereitschaft, Provokationen, "Heiliger Krieg": Der Konflikt
zwischen Nord- und Südkorea verschärft sich. Nun soll Pjöngjang alle
Beziehungen zum Nachbarn abgebrochen haben. Bundesaußenminister
Westerwelle ist besorgt - und die Finanzmärkte reagieren nervös.
Seoul - Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea haben sich in den vergangenen
Wochen dramatisch verschlechtert - nun hat Pjöngjang alle bilateralen Verbindungen zum
südlichen Nachbarn gekappt. Alle Kommunikationsverbindungen würden gekappt und
südkoreanisches Personal im gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen
Grenzstadt Kaesong des Landes verwiesen, teilte das Komitee für die Friedliche
Wiedervereinigung Koreas in Pjöngjang mit.
Mit der Erklärung des Komitees - einer Organisation der herrschenden Arbeiterpartei -
reagierte Nordkorea unmittelbar auf die Strafmaßnahmen, die Südkorea am Vortag gegen
Pjöngjang als Vergeltung für den Torpedo-Angriff auf die Korvette "Cheonan" beschlossen
hatte. Seit der Versenkung der Korvette im März haben die Spannungen zwischen den
beiden Staaten zugenommen. Bei dem Unglück waren 46 Menschen ums Leben
gekommen. Südkorea beschuldigt den Norden, das Kriegsschiff beschossen zu haben. Zu
diesem Schluss kamen auch internationale Ermittler in einem Untersuchungsbericht.
Nach der Veröffentlichung des Papiers habe Nordkorea seine Truppen in
Kampfbereitschaft versetzt, erklärte eine in Seoul ansässige Dissidentengruppe am
Dienstag. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il wolle zwar keinen Krieg, doch sei
das Land bereit, jeden Angriff des Südens zurückzuschlagen, habe es in einer Erklärung
geheißen.
Nordkorea warf seinem Nachbarn vor, die gemeinsame Seegrenze verletzt zu haben. Dies
sei eine "absichtliche Provokation", die einen "weiteren militärischen Konflikt" entfachen
solle, hieß es in der Mitteilung. Südkorea wies den Vorwurf zurück.
Südkorea hatte nach der Versenkung des Schiffs eine Serie von Gegenmaßnahmen
angekündigt, darunter Handelsbeschränkungen und eine Anrufung des Uno-
Sicherheitsrates. Die südkoreanische Regierung nahm nach sechsjähriger Unterbrechung
wieder ihre Propagandasendungen gegen den kommunistischen Norden auf. Die
Regierung startete nach Militärangaben am Montagabend Sendungen mit westlicher
Musik, Nachrichten und Vergleichen zwischen der wirtschaftlichen und politischen Lage in
Nord- und Südkorea.
Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich besorgt über die eskalierende Konfrontation
in Korea. Es herrsche eine "sehr ernste Lage", sagte der Vizekanzler. Er stehe an der
Seite der südkoreanischen Regierung. Gleichwohl hoffe er auf eine friedliche Lösung. Die
Versenkung des südkoreanischen Marineschiffs sei eine "eklatante Rechtsverletzung und
ein gewalttätiger Akt". Gleichzeitig sei es nun notwendig, "angemessen und besonnen" zu
reagieren.
Die USA kritisierten den Abbruch der innerkoreanischen Beziehungen durch den
kommunistisch regierten Norden als abwegig. Der Schritt sei nicht im langfristigen
Interesse des Landes, erklärte das US-Außenministerium am Dienstag in Washington.
Südkorea sei eine der dynamischsten Volkswirtschaften der Welt, während die Wirtschaft
Nordkoreas nach dessen Eingeständnis erfolglos sei. "Nordkorea ist nicht in der Lage, für
seine Menschen zu sorgen und sie zu ernähren", sagte Ministeriumssprecher P. J.
Crowley.
Die Suche nach der "angemessenen Antwort"
Die USA und China kündigten an, gemeinsam an einer "angemessenen Antwort" in der
Krise zu arbeiten. Zum Abschluss ihrer Gespräche in Peking betonte US-Außenministerin
Hillary Clinton am Dienstag, wie wichtig Stabilität für die Region sei. Das chinesische
Außenministerium wiederholte seinen Aufruf zur Zurückhaltung. Für ein koordiniertes
internationales Vorgehen ist vor allem Pekings Zustimmung unerlässlich. China ist der
engste Verbündete Nordkoreas und zugleich ständiges Mitglied im Uno-Sicherheitsrat mit
Veto-Recht.
Noch weitergehende Sanktionen als bisher gegen Nordkorea hält China nicht für sinnvoll,
insbesondere weil sie die Bevölkerung treffen würden. Als direkter Nachbar befürchtet
Peking auch eine Welle von Flüchtlingen, wenn sich die Versorgungslage in dem isolierten
und verarmten stalinistischen Land weiter verschärfen sollte. China steht auch den
gemeinsamen Manövern zwischen den USA und Südkorea kritisch gegenüber. Solche
Manöver hatte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums am Montag angekündigt.
Die politischen Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea wirkten - neben der Furcht vor
einer Ausweitung der Wirtschaftskrise - auch belastend auf die internationalen Märkte.
Der Dax brach am Dienstag um fast drei Prozent ein, andere europäische Börsen verloren
ebenfalls deutlich. "Die Schlagzeilen zu Korea lösen noch ganz neue Ängste aus, die den
Aktienmarkt merklich belasten", sagte Marktstratege Heino Ruland von Ruland Research.
"Da ist die Angst vor einem neuen Krieg, der viel Geld kosten könnte." Der Leitindex der
New Yorker Börse Dow Jones fiel am Dienstag wieder unter die Marke von 10.000
Punkten.
kgp/AFP/Reuters/apn
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