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Krise zwischen Nord- und Südkorea: Säbelrasseln am 38. Breitengrad - taz.de
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25.05.2010 | 4 Kommentare
KRISE ZWISCHEN NORD- UND SÜDKOREA
Säbelrasseln am 38. Breitengrad
VON MARTIN FRITZ
Südkorea legt den Handel mit dem Norden auf Eis. In
Pjöngjang setzt man dafür die Kriegsrethorik fort. Und
Washington ergreift Partei für den verbündeten Süden
TOKIO taz | Knapp 60 Jahre nach Beginn des Koreakrieges drohen
militärische Zusammenstöße an der Waffenstillstandslinie am
38. Breitengrad. Südkoreas Präsident Lee Myung Bak kündigte an,
für den Fall einer Verletzung des eigenen Hoheitsgebiets das
Recht auf Selbstverteidigung auszuüben. Jetzt gelte das Prinzip der
Abschreckung, erklärte Lee in einer Fernsehrede vor dem Denkmal
für den Koreakrieg in Seoul. Der Süden habe immer Nordkoreas
Brutalität ertragen, doch das sei vorbei. "Ab jetzt wird Nordkorea
dafür bezahlen."
Wegen der mutmaßlichen Versenkung des Zerstörers "Cheonan"
durch einen nordkoreanischen Torpedo wird Südkorea den UN-
Sicherheitsrat anrufen und eine Bestrafung von Pjöngjang
verlangen. Zudem werden der innerkoreanische Handel im Umfang
von zuletzt 185 Millionen Euro jährlich sowie der Ausbau der
Industriezone Kaesong auf Eis gelegt. Südkoreas Hoheitsgewässer
sind für den Norden gesperrt. Derzeit sei jede kooperative Aktivität
sinnlos, so Präsident Lee.
Dessen ungeachtet setzt Nordkorea weiter auf seine Kriegsrhetorik
der vergangenen Tage. Das Arbeiterpartei-Organ Rodong Sinmin
nannte die Untersuchung des Torpedoangriffs eine "nicht
tolerierbare, schwere Provokation", die einer Kriegserklärung
gleichkomme. Pjöngjang bestreitet eine Verwicklung in den
"Cheonan"-Untergang, bei dem 46 Soldaten starben. Sollte
Südkorea wie angekündigt an der Grenze Durchsagen über
Lautsprecher machen und Transparente aufstellen, würden diese
mit Artilleriegranaten zerstört, drohte die Armeeführung. Seoul will
diese psychologische Kriegsführung nach sechsjähriger Pause
wieder aufnehmen.
Das Weiße Haus in Washington nannte Südkoreas Reaktion "völlig
angemessen". US-Präsident Barack Obama ordnete eine engere
militärische Zusammenarbeit mit dem Süden an. Laut
Verteidigungsminister Kim Tae Young sind gemeinsame Manöver
gegen U-Boote im Gelben Meer geplant. "Südkorea kann auf die
volle Unterstützung der USA zählen", versicherte US-
Außenministerin Hillary Clinton in Peking. Bei ihren Gesprächen
wollte sie die chinesische Führung davon überzeugen, im
Sicherheitsrat neuen Sanktionen gegen Nordkorea zuzustimmen. In
seiner Rede verzichtete Präsident Lee darauf, Nordkoreas
Staatschef Kim Jong Il direkt für den Torpedoangriff verantwortlich
zu machen. Stattdessen öffnete er dem "geliebten Führer" ein
Hintertürchen, indem er eine Entschuldigung und die Bestrafung
der Verantwortlichen verlangte. Dabei sind sich die Geheimdienste
in Südkorea und den USA ziemlich sicher, dass Kim den
Angriffsbefehl erteilte.
So hatte das Staatsfernsehen
kürzlich einen ungewöhnlichen Besuch des Führers bei der
Armeeeinheit 586 gezeigt. Dort war Staatschef Kim mit General
Kim Yong Chol, Chef von Nordkoreas Aufklärungsbüro für Aktionen
gegen Südkorea, zusammengetroffen. Die Visite habe wie eine
Belohnung für die Versenkung der Korvette ausgesehen, heißt es
jetzt in Seoul.
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