Wednesday, May 26, 2010

Koreanische Hardliner

03.07.10 17:50

Analyse: Koreanische Hardliner | Frankfurter Rundschau -

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Karl Grobe (Bild: FR)

Analyse

Koreanische Hardliner

VON KARL GROBE

Hillary Clinton hat die südkoreanische Regierung ihrer felsenfesten Unterstützung

versichert und die Nordkoreaner zur Mäßigung aufgefordert. Mehr konnte die US-

Außenministerin während ihres Vier-Stunden-Besuchs in Seoul nicht tun; den

schwierigen Rest erledigen die Fachleute, sofern sie an zuständiger Stelle vorgelassen

werden.

In Pjöngjang sind die Chancen dafür einigermaßen gesunken, seit Kim Jong Ils

Führungscrew alle, aber auch alle Kontakte mit Südkorea abgebrochen hat. Damit sind

faktisch auch die USA und fast alle anderen möglichen Vermittler erst mal ausgesperrt - und haben sich durch

notwendige Solidaritätserklärungen selber vor die Tür gestellt. Über die Versenkung der südkoreanischen

Korvette im März wird es keine allseits akzeptierten Untersuchungen geben, geschweige denn Schadenersatz

oder andere Ablasszahlungen. Eine - gemessen an dem nun 60 Jahre währenden Unfrieden auf der Halbinsel -

Detailfrage, doch aus ihr wächst größere Gefahr.

Dass dort, wo das Schiff versenkt wurde, nordkoreanische Torpedoteile und andere Indizien gefunden wurden,

steht wohl fest. Übersehen wird der Tatort in der Nähe der Inseln Paengnyongdo und Taechongdo; er liegt sicher

südlich der sogenannten Nördlichen Grenzlinie (NLL), aber wohl in einem Seegebiet, das Nordkorea beansprucht.

Die NLL ist nämlich 1953 einseitig von den UN-Militärs, also vom US-Kommando, festgelegt worden. Das

Seerecht sieht ganz andere Verläufe vor. Nordkorea hat jedoch mit keiner öffentlichen Silbe wegen eventueller

Grenzverletzung protestiert. Das ist das sicherste Indiz für den Ort, an dem die Verantwortung für den

Untergang und den Tod von 46 Matrosen liegt.

Die Eskalation ist größtenteils Pjöngjangs Werk: Kappen der Kontakte, Drohung mit militärischer Vergeltung,

falls Südkorea die Propagandalautsprecher an der Demarkationslinie entmottet, geplante Ausweisung

südkoreanischer Facharbeiter aus der gemeinsamen Industriezone Kaesong, Ausgehverbot für ohnehin in

ständiger Alarmbereitschaft stehende Soldaten. Die Reaktionen des Südens, so erforderlich sie der Umgebung

des konservativen Präsidenten Lee Myung Bak erscheinen, halfen freilich heftig mit.

Erstmals seit 2004 gilt der Norden wieder als Hauptfeind, bisher war der offenkundige Tatbestand

entspannungsfördernd umschrieben worden. USA und Südkorea halten Seemanöver ab, wenn auch in sicherer

Distanz von der NLL. Kims Interpreten halten solche Dinge für akute Kriegsvorbereitung. Sie zu unterlassen hätte

aber die öffentliche - veröffentlichte - Meinung in Seoul und ringsum dem Hardliner Lee nie verziehen.

Viel mehr als den Beweis, dass "man etwas tut", um Empörung und Entrüstung in Grenzen zu halten, hat das

nicht zu bedeuten. Nur weiß das nordkoreanische Establishment das nicht so genau, nimmt es also ernster als

objektiv nötig. Gäbe es einen heißen Draht zwischen Seoul und Pjöngjang, wäre der Versuch einer Erläuterung

möglich. So aber kann alles, was der Einhaltung des Waffenstillstands von 1953 dient, wohl nur über Peking

laufen. (Einen Friedensvertrag gibt es ja nicht, der Kriegszustand dauert fort und lauert weiter). Doch selbst auf

die chinesischen Brüder und Freunde hören die Kims, beschäftigt mit Gesundheitsfragen und Nachfolgefragen,

schon lange nicht mehr.

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03.07.10 17:50

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Dokument erstellt am 26.05.2010 um 17:04:16 Uhr

Letzte Änderung am 26.05.2010 um 21:24:35 Uhr

Erscheinungsdatum 26.05.2010 | Ausgabe: d

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